Ein Auszug aus

Wir sind Mannheim

mit freundlicher Genehmigung vom Wellhöfer Verlag.

Wir sind Mannheim

„Die reizenden Kolleginnen und Kollegen am Theater sind bis heute eine gegenseitige Love-Affair.”

Reginald Dehoff

Schauspieler, Brettl´l-Sänger, Theatermann, Journalist, Regisseur

Die Presse hat ihm einen Ehrentitel verliehen. Dieser Mann ist - so hört und liest man - der "Mannheimer Kleinkunst-Fürst". Im Frühjahr 2006 wurde er im Mannheimer Schatzkistl (Hotel Steigenberger, Augustaanlage) mit dem Kulturpreis 2006 des Bundes der Selbständigen ausgezeichnet.

Reginald Dehoff ist ein "Entweder-oder-Typ". Er sagt das von sich selbst und hat sich damit arrangiert. Den stattlichen Mann mit der immer irgendwie von wienerischem Charme eingefärbten Fabulierungsanlage mag man - oder man mag ihn nicht. „Meist unverdient” sei diese Draufsicht auf seine Person, kommentiert Dehoff. „Manche Menschen lieben und verehren mich, ohne dass ich irgendetwas Nennenswertes getan habe und andere können mich auf den Tod nicht ausstehen, obwohl mir nicht bewusst ist, dass ich hierfür irgendeinen Anlass gegeben hätte.”

"Gestatten - ich" heißt eines seiner immer wieder aktualisierten Programme, mit denen er der musikalisch-literarischen Kleinkunst, wo immer dies möglich ist, zu Glanz verhilft. Alles was er tut, ist von bisweilen schwülstig wirkender Leidenschaft durchdrungen. Perfektion, sich ganz auszudrücken, ist sein Anliegen - egal wo: auf der Bühne, am Telefon, im privaten Gespräch. Reginald Dehoff ist keiner, der sich auf einem Mittelweg wohlfühlt und was für ihn 100prozentig stimmt, berührt sein Gegenüber immer irgendwie - eben mal so, mal anders. Geboren am 7. Juli 1947 in Worms, kann er auf alten Adel zurückblicken. Seine Vorfahren standen am Hof von Versailles im Dienste Ludwig XVI. als Diplomaten. Die Französische Revolution zwang die Familie zum Verlassen des Landes. Der Fluchtpunkt war Heidelberg. Unglückliche Umstände führten zum Verlust des Vermögens und verschlug Teile der Familie nach Amerika. Ein Großonkel von Dehoff war als Ingeneur am Bau der "Golden Gate Bridge" beteiligt, was auf einer vor Ort eingelassenen Gedenktafel nachzulesen ist.

Klein-Reginald wuchs mit Mutter und der in Mannheim geborenen Schwester auf. Beide Frauen waren künstlerisch hochbegabt. Die Mutter sang, die Schwester malte. Die "brotlosen Künste" in der Familie machten das Leben nicht leicht, wirkten aber inspirierend auf den Jungen. Reginald hatte erste Auftritte im Kirchenchor und wurde dort überwiegend solistisch eingesetzt - sein mehrfach gestrichenes "C" machte ihn zum kleinen Sängerknaben-Star.

Die Bühne mit jenen Brettern, die die Welt bedeuten, rief Reginald. Noch in der Schulzeit - zu Zeiten des Stimmbruchs - machte er eine Schauspielausbildung im "kleinen Theater" in Worms spielte und inszenierte er, brachte es zum Oberspielleiter und inszenierte innerhalb von 12 Jahren über 80 Stücke, vom Drama bis zur Boulevardkomödie. Bis heute sind seine lieblingsautoren Shakespeare und Lessing und seine lieblings Komponisten Mozart und Mahler. Doch der junge Mann brauchte was Solides, Einen Broterwerb. Er ging zum Staat, wurde Verwaltungsfachmann mit Schwerpunkt "Soziales". Und damit es nicht langweilig wurde, beschäftigte er sich parallel dazu an der Universität mit Psycholgie, Theaterwissenschaft und Gesang.

Neben diesem Brotberuf bespielte er das "kleine Theater" in Worms und besetzte meist die zentrale Rolle. Mit 40 Lenzen vollzog Reginald Dehoff den wohl größten Einschnitt seines Lebens. Er hängte 1989 seinen Beamtenstatus an den Nagel und ging mit Haut und Haar zum Theater. Kein geringerer als der langjährige Intendant des Mannheimer Nationaltheaters Arnold Petersen, holte Reginald Dehoff an das wetlbekannte Mannheimer Haus und zwar als Schauspieler und Leiter der Statisterie. An Mannheim liebte und liebt Reginald Dehoff einfach alles. Tief im Herzen war es schon immer sein Wunsch, in Mannheim, dem Geburtsort seiner Schwester, zu landen. Das Ambiente der Stadt und nicht zuletzt die „reizenden Kolleginnen und Kollegen am Theater sind bis heute eine gegenseitige Love-Affair” - Dehoff im Originalton. „Anderswo gleicht das Beziehungsgeflecht zwischen Theater-Kollegen doch allzu oft einem Haifischbecken, aber in Mannheim ist das anders”, so seine Begründung.

Mit dem Ende der Schulz-Ära war nach 8 Jahren auch die Zeit für Dehoff am Nationaltheater vorbei. Er blieb in Mannheim und fing an, daß "Brett'l", die literarisch-musikalische Kleinkunstbühne, in der ganzen Region zu etablieren, spielte in Schwetzingen und half einer Kleinkunstbühne in Heidelberg auf die Beine. Dehoff widmete sich seiner Leidenschaft, dem Singen, und brachte Chansons aus deren Entstehungszeit um 1900 zu Gehör: Kästner, Brecht, Tucholsky und viele eigene Texte zur Musik von Weill, Offenbach, Kreisler und vielen, die heute kaum noch jemand kennt.

Seit 1996 hat er etwas 15 Programme arrangiert (überwiegend mit seinem Stammpianisten Valery Rüb) und so dem "Brett'l" ein wenig zu Popularität verholfen. Sein Leidenschaft für die hohen Töne hat er nie ganz aufgegeben und in einem speziellen Programm mit "Opernpersiflagen" ausgelebt. Auch seine Lesungen stehen hoch im Kurs.

Sein privates Hobby ist seine Spielfilmsammlung. Er ist ein echter "Cineast". Zu dieser Sammlung gehören Kinoprogrammhefte, die bis in die Stummfilmzeit zurückreichen. Es gibt kaum ein Thema, was ihn nicht interessiert. Egal ob Geschichte, Architektur, Malerei, die Astrologie - Dehoff mag es vielseitig. Nur mit Sport und Geographie steht er auf Kriegsfuß - dafür ist eher seine schwesterliche Freundin Sabine Sipos zuständig.

Wer sich arbeitsmässig mit ihm einlässt, muß seine "grauen Zellen" bis in den letzten Winkel aktivieren. Aber Reginald Dehoff erkennt sensibel die Grenzen seines Gegenübers und würde nie etwas unmögliches von einem Partner erwarten. Sein Standardsatz ist: „Mach mal, das kannst Du”